Bereits seit 1234 besteht das Kloster St. Marienthal. Es wurde seither kontinuierlich, trotz Kriegen und Wirren, von Nonnen bewohnt, die in der Tradition der Gründer des "Neuklosters" in Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit führen. Selbst die Reformation mit ihren Unruhen, die Besetzung des Kurfürstentums Sachsen durch die Napoleonische Armee und die Nazidiktatur mit ihren Folgen führten weder zu einer vollständigen Enteignung noch zu einer Unterbrechung des Klosterlebens. Damit ist die Abtei das älteste noch bestehende Frauenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland. Trotzdem hat das einst von Kunigunde, der schwäbischen Gemahlin des böhmischen Königs Wenzel, gegründete Kloster viele Höhen und Tiefen erlebt. Hierzu gehört auch, dass die an der Neiße und damit heute unmittelbar an der Grenze zu Polen liegende Abtei durch die Grenzziehung von 1945 einige jenseits des Flusses liegende landwirtschaftliche Flächen verlor.
Der umfangreiche aus dem Abteigebäude, der Klosterkirche, der Probstei, der Kreuzkapelle und zahlreichen Nebenbauten bestehende Komplex gehört zu den schönsten barocken Klosteranlagen in Sachsen. Der Grund für dieses harmonische und prunkvolle Aussehen war einst ein Großbrand, dem 1683 fast die gesamte Bausubstanz zum Opfer fiel. Erst dadurch war der Bau des architektonisch einheitlich gestalteten Gesamtkunstwerks möglich, das schließlich 1744 fertig gestellt wurde. Die Klosterkirche, die Kreuzkapelle und viele weitere Teile der Anlage können besichtigt werden. Darüber hinaus werden den Besuchern des Klosters mehrere kleine Ausstellungen, eine Klosterschänke, Klostergärten, Gästehäuser, Klosterführungen und viele weitere Annehmlichkeiten geboten. Auch mehrere Handwerksbetriebe sind hier tätig und die klostereigenen Produkte können vor Ort erworben werden. Die traditionell von einer Äbtissin geleitete Abtei ist damit Stätte des Gebets, Sehenswürdigkeit und Wirtschaftsbetrieb in einem.