Bautzen bzw. Budyšin gehört zu den wenigen Städten in Deutschland, dessen alteingesessene Bevölkerung zwei grundverschiedene Sprachen spricht, denn bis zu 10 Prozent der Einwohner von Bautzen sind Sorben (Serbja). Ursprünglich wurde die Stadt nur von dieser slawischen Volksgruppe (einst der Stamm der Milzener) bewohnt. Deshalb ist es kein Wunder, dass Budyšin im frühen Mittelalter noch zum Königreich Polen und später zu Böhmen gehörte. Auch wenn der Anteil der Nachfahren der einstigen Einwohner der Stadt inzwischen auf zirka 10 Prozent gesunken ist, gilt Bautzen immer noch als der politische und kulturelle Mittelpunkt der Sorben in der Oberlausitz. Interessant ist hierbei, dass die Stadt erst 1868 einen deutschen Namen erhielt, denn bis dahin wurde die einstige sorbische Befestigung auch von den Deutschen Budisin genannt.
Die wunderschöne, mehr als 1000 Jahre alte Stadt, die bereits von weitem durch ihre vielen Türme auffällt, wurde auf einem Granitfelsen oberhalb der Spree errichtet, weshalb man auch gern sagt, dass die Bautzener einen Granitschädel haben. Die bekannteste "Sehenswürdigkeit" ist das 1904 als Königliche Strafanstalt eröffnete sogenannte Gelbe Elend (so bezeichnet, wegen der gelben Mauerklinker und des Elends, das sich dort seit über einem Jahrhundert abspielt. Außerdem gibt es noch den ehemaligen Stasiknast, der heute eine Gedenkstätte ist, weshalb Bautzen bei den ehemaligen DDR-Bürgern einen besonders schlechten Ruf hat). Doch die Stadt besitzt vor allem eine riesige Auswahl an wirklich sehenswerten Baudenkmälern aus vielen Epochen und - kaum jemand weiß es - eines der schönsten barocken Stadtzentren in Deutschland. Besonders berühmt und das Wahrzeichen der Stadt ist die 1558 erbaute Wasserkunst. Dieser fast 50 Meter hohe Turm an der Stadtmauer (links im Bild) hatte mehrere Jahrhunderte lang eine Doppelfunktion: Er diente sowohl zur Versorgung der Stadt mit Trinkwasser aus der Spree als auch als Verteidigungsbollwerk. Besonders von der Friedensbrücke aus (bis zum Zweiten Weltkrieg Kronprinzenbrücke) sowie vom besonders romantisch liegenden Spreetal aus bildet dieser Turm einen Fixpunkt in der gewaltigen mittelalterlichen Befestigungsanlage - zu der auch die eigenständige Ortenburg gehört. Eine weitere Hauptsehenswürdigkeit ist der schiefe Turm von Bautzen, der Reichenturm. Wenn er auch nicht so schief ist, wie sein berühmter Namensvetter in Pisa, so beeindruckt er doch durch seinen mittelalterlichen Unterbau und dem im Kontrast dazu stehenden barocken Aufsatz. Er ist heute der beliebteste Aussichtsturm der Stadt.
Der sorbische Charakter von Bautzen ist überall an den zweisprachigen Straßenschildern abzulesen. Auch im Stadttheater (Deutsch Sorbisches Volkstheater) finden die Aufführungen in zwei Sprachen statt. Eine weitere Besonderheit ist der Dom St. Petri. Er ist die größte Simultankirche Deutschlands, da die Kirche sowohl von den Katholiken als auch von den Protestanten genutzt wird. Ein Gitter trennt im Kircheninneren die beiden Konfessionen voneinander.
Besonders lohnend ist ein Besuch der Stadt übrigens zu Ostern, wenn sowohl die Deutschen als auch die Sorben in traditionellen Trachten auf mehreren Volksfesten und Veranstaltungen auftreten. Hierfür sollte mal unbedingt frühzeitig buchen, denn in dieser Zeit sind alle Unterkünfte schnell ausgebucht.